Grenzmuseum Schifflersgrund

Zwischen Bad Soden-Allendorf im nordhessischen Werratal und dem thüringischen Dörfchen Asbach-Sickenberg – damit exakt auf der einstigen Trennlinie zwischen ehemaliger BRD und DDR – befindet sich die Gedenkstätte Schifflersgrund. Genau an dieser Stelle scheiterte der Fluchtversuch des DDR-Bürgers Heinz-Josef Große 1982 auf dramatische Weise. Er war einer der Menschen, die dem offiziell nicht existierenden Schießbefehl zum Opfer fielen. Als er versuchte, mithilfe eines Frontladers über den Grenzzaun und den Hügel hinauf zu fliehen, wurde er von neun Kalaschnikow-Schüssen getroffen und verblutete an Ort und Stelle.
Dem Schicksal Heinz-Josef Großes ist stellvertretend für andere Opfer der innerdeutschen Grenze ein Teil der Ausstellung gewidmet. Weitere Exponate belegen die gleichwohl findigen wie verzweifelten Versuche vieler, mit selbst gebauten Hilfsmitteln die Grenzanlagen zu überwinden. Doch nicht nur der Grenzzaun mitsamt seinen Selbstschussanlagen, deren originalgetreuer Nachbau ebenfalls zu sehen ist, sollte eine Flucht verhindern. In der Ausstellung findet sich auch der Text des offiziell stets dementierten Schießbefehls, der unter der militärischen Bezeichnung Vergatterung (=Verpflichtung) die wachhabenden Grenzsoldaten der DDR darauf verpflichtete, Republikflüchtlinge „zu vernichten“.
Überall auf dem Museumsgelände und in den Ausstellungsräumen des am 3. Oktober 1991 eröffneten Grenzmuseums finden sich Teile des sogenannten Grenzsignal- und Inlandszauns aus Streckmetall. Der politische Eiserne Vorhang wurde hier materialisiert. Die Öffnungen des Metallzauns sind so klein, dass kaum ein Finger hindurchpasst und ihre Kanten sind scharf – beides nicht ohne Grund. Neben den festen Grenzanlagen wurden zur Grenzsicherung außerdem diverse Fahrzeuge und Hubschrauber eingesetzt. Einige davon wurden zusammengetragen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.